Wenn der katholische Bischof der Diözese Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics, seinem evangelischen Bischofs-Bruder zu einer Feier wie dem 500-Jahre-Reformationsgedenken 2017 ein Geschenk überreicht, sind dieser Akt und das Geschenk selbst immer auch Symbol für die gegenseitige Beziehung. Das Geschenk – ein Kelch und eine Patene – sind Zeichen und Ausdruck des stetig wachsenden „Zueinander und Miteinander“, wie es auch der Widmungsspruch im Geschenkskoffer ausdrückt:
Gemeinsam gehen,
Christus in unserer Mitte erkennen,
gemeinsam das Brot brechen.
Ein „ökumenisches Geschenk“ – denn sowohl der evangelische als auch der katholische Bischof erhalten jeweils einen Kelch und eine Patene in einem eigenen Koffer als Erinnerung an den einen, gemeinsamen Jesus Christus.
Der 22 cm hohe „Ökumene-Kelch“ misst im Durchmesser 12 cm und fällt besonders durch seine doppel-symmetrische Form auf; er kann beidseitig – also auch auf den Kopf gestellt - verwendet werden. Es gibt kein Oben und kein Unten, kein „Wichtig“ und kein „Unwichtig“, beide Seiten sind mit jeweils einer vergoldeten Cuppa gleich kostbar ausgeführt. Eine Textgravur unterhalb der Goldränder der jeweiligen Cuppa lässt den Anlass der Schenkung erkennen: ein kurzer Text aus Joh 17,20-26 verbalisiert die Bitte Jesu um die Einheit – einmal als Zitat aus der Luther-Bibel (+Auf dass sie alle eins seien+) und einmal aus der Einheitsübersetzung (+Alle sollen eins sein+).
Der Mantel, der die beiden Goldschalen umfasst, ist in Eisenblech angefertigt. Damit wurde bewusst ein Material gewählt, welches neben seiner fast archaisch anmutenden Symbolik für Beständigkeit und Härte auch als Abbild von Zeit und Vergänglichkeit zu verstehen ist. Eisen verändert auf natürliche Weise langsam aber stetig seine Oberfläche, es oxidiert mit der Zeit und hinterlässt beim Benutzer bei seltener Verwendung möglicherweise sichtbare Spuren in der Hand (Rost). Während Gold als Symbol für das ewig Währende (göttliches Prinzip) steht, verweist Eisen auf Veränderung und Endlichkeit (menschliches Prinzip).
Auch die Patene ist in diesem Symbol-Kanon konzipiert und gestaltet, jedoch ohne weitere Textgravuren.
Die schon kurz erwähnte Widmungstafel im Geschenkskoffer nimmt jenen Platz ein, der für einen 2. Kelch vorgesehen ist: dieser „leere Platz“ soll bei Verwendung an den jeweils nicht anwesenden Bischofs-Bruder erinnern – ein weiterer, kleiner Baustein für die immer mehr zusammenwachsende Brücke der Begegnung und Verständigung.
(Anfertigung: Ludwig Kyral / Kunstspengler )