Von Thomas Morus gibt es Dank seines Ansehens und Standes einige wenige Porträts. Die bekanntesten sind wohl jene von Hans Holbein, besonders das um 1527 gemalte.

Natürlich sollte auch im Andachtsraum des Hauses, das seinen Namen trägt, ein sichtbares Abbild des Heiligen präsent sein. Die Entscheidung fiel zugunsten einer modernen und zeitgemäßen Bildform: ein Animations-Bild. Diese Technik ermöglicht es, mehrere Darstellungen und somit mehrere Facetten der vielschichtigen Persönlichkeit in einem Werk zu zeigen. Die Veränderung, die Wandlung von einem Bild zum nächsten ist fließend und so langsam, dass diese Metamorphose kaum erkennbar ist und verläuft in einer Endlosschleife.

Die Animation beginnt mit einer erkennbaren Interpretation des bekannten Holbein-Porträts von Thomas Morus; in unserem Fall blickt dabei Thomas Morus auf den Gekreuzigten im Andachtsraum. Diese Blickführung des Porträtierten war bereits zur Zeit Holbeins ein beliebtes Motiv, um die Frömmigkeit des Abgebildeten zu unterstreichen.

Die Animation ist in 3 Bereiche gegliedert. Diese beruhen auf seinen Schriften, die er möglicherweise wenige Tage vor seinem Tod in der Gefängniszelle in Gebtsform niederschrieb.

   Im ersten Teil erscheinen Hinweise seiner anfänglichen Treue und Loyalität gegenüber seinem König und führen zum Bekenntnis seiner eigentlichen Treue: zu Gott. Er bittet im verschriftlichten Gebet um „... a full faythe ...“ – dem ungeschwächten GLAUBEN.

Um seine innere, persönliche Überzeugung sichtbar werden zu lassen, wird vom Porträt der Mund des Heiligen groß in den Mittelpunkt der Animationsgestaltung gestellt: er bekennt diesen seinen uneingeschränkten Glauben ... an die Auferstehung Christi. Der Wandel einer Grabdarstellung hin zu einem Bildzitat des Auferstandenem aus dem Isenheimer Altarbild seines Zeitgenossen Grünewald, verdeutlicht den Inhalt seines und unseres Glaubens. Dieser erste Teil ist in orange-goldenem Licht sichtbar.

   Der zweite Teil der Animation macht die feste Hoffnung – „... the firme hope ...“ in den Augen des Heiligen sichtbar. Weiße (Engels)Flügel / die Verkündigung verwandeln sich in den Stern von Bethlehem. Die Hoffnung auf die Erlösung durch die Menschwerdung Gottes ist in Grüntönen animiert.

   Der dritte Teil verweist darauf, dass eine kraftvolle Nächstenliebe, wie sie Thomas Morus als „... feruent charity ...“ verstand, nichts Abstraktes, Verschwommenes sein kann, sondern Mut zum eigenen Handeln verlangt; die Hände aus dem Porträt halten und tragen daher in der Animation den Gekreuzigten, der Leben hingibt für die Seinen.

Der dritte Teil der Animation ist in tiefes Rot getaucht. Durch den Gekreuzigten hindurch wird der Auferstandene wie in einem Kirchfenster beleuchtet und wandelt sich zu einem Lichtspiel aus hellen, goldgelbenen Flecken wie in der Frontwand des Andachtsraumes, bevor das Anfangsporträtbild wieder sichtbar wird.

Da weder in diesem Werk noch im Schreiben des Thomas Morus die Reihung dieser drei Kardinalstugenden eine Wertung im Sinne einer Gewichtung ihrer Bedeutung darstellt, ist es unwesentlich, in welchem Moment der Animation man seine Betrachtung beginnt.

Die Bildanimation ist ein Bestandteil des Andachtsraumes der KHG-Wien (Zaunscherbgasse).

 

myFlickr